Streuobst

Schachbrett (Melanargia galathea), Foto: LEV

Ob Wespenspinne, Wiesensalbei, Wiedehopf oder Braune Langohr-Fledermaus – sie alle finden ihren Lebensraum in den charakteristischen, halboffenen Landschaften Baden-Württembergs, geprägt von imposanten, großkronigen Obstbäumen. Streuobstwiesen sind nicht nur ein fester Bestandteil unserer Kulturlandschaft, sondern auch ein Hotspot der Biodiversität. Bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten kommen in diesen artenreichen Lebensräumen vor.

 

Streuobstwiesen sind ein lebendiges Kulturerbe, das über Jahrhunderte hinweg von Menschen geprägt wurde. Die alten Hochstammbäume tragen oft regionale, fast vergessene Obstsorten, die nicht nur besonders aromatisch, sondern auch widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und Klimaveränderungen sind als viele moderne Züchtungen.

 

Trotz ihrer ökologischen und kulturellen Bedeutung sind Streuobstwiesen jedoch bedroht. Laut der Roten Liste der Biotoptypen Baden-Württembergs sind die Streuobstbestände des Landes in den letzten 50 Jahren deutlich zurückgegangen und gelten inzwischen als gefährdet. Hauptgründe dafür sind die zunehmende Ausdehnung von Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie die Aufgabe der Bewirtschaftung, da der Verkauf von Obst und daraus hergestellten Produkten oft nur geringe Erlöse bringt. Zudem haben in der Vergangenheit Prämien für die Rodung hochstämmiger Obstbäume sowie die Umwandlung von Streuobstwiesen in leichter zu bewirtschaftende Äcker und Wiesen zum Rückgang beigetragen.

 

Die verbliebenen Streuobstbestände sind vielerorts überaltert, ungepflegt oder bereits verbuscht. Ohne regelmäßige Pflege entwickeln sich die Flächen allmählich zu Wald, die Bäume vergreisen und charakteristische Arten der halboffenen Landschaften verschwinden. Sowohl die Aufgabe der traditionellen Bewirtschaftung als auch eine zu intensive Nutzung des Grünlands unter den Obstbäumen, etwa durch übermäßige Düngung oder häufiges Mähen, führen zu einem Rückgang der Artenvielfalt.

 

Wir als LEV setzen uns dafür ein, die Streuobstbestände im Landkreis Karlsruhe zu erhalten. Mehr Informationen dazu sind unter Grünes Klassenzimmer, KObRa und Streuobst-Trimix zu finden.

Literaturempfehlungen

  • 1x1 des Obstbaumschnitts, Eugen Ulmer Verlag, ISBN 978-3-818609-50-4
  • Naturgemäße Kronenpflege am Obsthochstamm, Hans-Thomas Bosch, Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee
  • Standards der Obstbaumpflege, Pomologen-Verein e.V., ISBN 978-3-943198-40-9
  • 1x1 des Ziergehölzschnitts, Eugen Ulmer Verlag, ISBN 978-3-800103-97-3